Das Semikolon (Plural Semikola*) – auch unter dem etwas prosaischen Namen »Strichpunkt« bekannt – ist wohl das umstrittenste Satzzeichen. Es ist ein Mittelding zwischen Punkt und Komma und sorgt damit vielfach für Kopfzerbrechen: Wann verwendet man es? Wie verwendet man es? Sollte man es vielleicht überhaupt ganz aus der Familie der Satzzeichen verbannen? Dabei ist es gerade diese Ambivalenz, die das Semikolon zu etwas ganz Besonderem macht; und das am besten die Arbeit im Lektorat widerspiegelt: Häufig ist ein Text nicht schwarz oder weiß – eben nicht Punkt, Komma oder gar Ausrufezeichen! –, sondern voller feiner Zwischentöne, die ihm seine spezielle Note geben und die es in der täglichen Arbeit zu erspüren gilt. In diesem Sinne steht der Name für mein Bemühen, den Nuancen eines Textes auf den Grund zu gehen, sich auf ihn einzulassen und manche Offenheit des Gedankens zuzulassen.

* Ein lateinisch-griechisches Wortkonstrukt des 15. Jahrhunderts, grob übersetzt mit »halbes (Satz-)Glied«. Wer Näheres zum Semikolon, seiner Entstehung und Verwendung erfahren möchte, dem empfehle ich den Feuilletonbeitrag von Rainer Moritz, »Wie sexy kann ein Satzzeichen sein?« (FAZ vom 16.03.2024) oder – ausführlicher – das Buch von Cecilia Watson, »Semicolon – How a misunderstood punctuation mark can improve your writing, enrich your reading und even change your life« (2019).

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